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Erinnerungen und Hintergrundinformationen

N. Denkes schreibt: „Wir hatten im Kaliwerk mehrere LC 80 im Produktionseinsatz unter Tage. Schwerpunkt war eine selbst entwickelte radiometrische Bandwaage. Etwa ab Mitte 1987 habe ich ein sehr gut ausgereiftes Programm zur Schlupfüberwachung an Bandanlagen entwickelt (Basis LC 80). Die Entwicklung war so gut, dass: 1. ein Mustergerät im Institut für Bergbausicherheit Freiberg auf Bergbautauglichkeit untersucht wurde und 2. eine Serienproduktion vorbereitet werden sollte. (Geplant waren ca. 250 Geräte). Allerdings hat es die Entwicklung nicht zur Einsatzreife geschafft, weil die DDR dann nicht mehr existierte.

Daneben habe ich mal auf dem LC80 ein Programm entwickelt, mit dem der LC 80 als Morse-Übungsgerät eingesetzt werden konnte. Veröffentlicht in der Zeitschrift „Funkamateur Heft 1/1986, S.29“. (Software+Artikel)

Gunther Zielosko war Mitarbeiter in Erfurt und ist der Autor der 3 Applikations-Hefte. Er teilte mir folgendes zu meinen Fragen mit:

„In der DDR gab es immer Probleme, Fertigungs- bzw. Materialbilanzen zu bekommen. Einzeltasten gab es kaum und eine eigene Fertigung wollte (oder konnte) man bei diesen Stückzahlen kaum beginnen, zumal der LC 80 nur ein „Abfallprodukt“ (Konsumgüterproduktion - gezwungenermaßen, aber eigentlich ungeliebt) des Kombinates war. Da nun aber Mikroelektronik „Karl Marx“ Erfurt und Mühlhausen ursprünglich ein gemeinsam geführter Betrieb waren und später im Kombinat ohnehin zusammenhingen, lag es nahe, die Teile (Gehäuse, Leitgummisystem usw.) des Schulrechners aus Mühlhausen weitgehend zu nutzen. Eine neue Leiterplatte und ein Flachbandkabel machten aus dem Schulrechner eine Tastatur für den LC 80.“

Zitiert m.frd.G. von http://www.robotron-net.de/lerncomp.html: Ein damaliger FWE-Mitarbeiter erinnerte sich: „Wir waren damals 3 Elektronikentwickler, dazu teilweise noch ein Funkmechaniker und jemand aus der Konstruktion, der die Tasche konzipierte. Das Grundkonzept des LC 80 kam aus einer anderen Abteilung des Funkwerkes. Die Jungs haben ziemlich viel gebastelt und das Konzept war praktisch angefallen. Unsere Abteilung - Konsumgüterentwicklung - hatte die Aufgabe das Konzept weiter zu entwickeln und zur Serienreife zu bringen. Soweit ich mich erinnern kann, war die eigentliche Triebfeder, diesen LC 80 weiter zu entwickeln, das Interesse einer Uni in Westberlin und ein Interessent aus England. Die Engländer hatten dann auch durch immer wieder kleine Änderungsforderungen, die Entwicklung und Serienproduktion hinausgezögert. Schließlich und endlich als alles ihren Forderungen entsprach, wollten sie den LC 80 nicht mehr. Der Vertrieb sollte auch recht seltsam geschehen. Sie wollten eine große Stückzahl bestellen. Diese sollte dann nach Westberlin auf Lager gehen und von dort verkauft werden. Geld sollte es nur für verkaufte LC 80 geben. Also lag das Risiko voll auf Seiten des Funkwerkes. So gesehen hatten wir noch Glück gehabt, dass das Geschäft noch frühzeitig geplatzt ist und „nur“ die Entwicklungskosten den „Bach runtergegangen“ sind. Ende 85 Anfang 86 wurde das Projekt eingestellt. Für England gab eine abweichende Variante. Sie hatte 4 kB RAM und 2 ROM Bänke zu je 2 x 2732 (je 4K-) ROM. Die ROM-Bänke konnten jeweils umgeschaltet werden. Im Funkwerk gab es in einer anderen Abteilung noch einen Kollegen, der einige Peripheriegeräte für den LC 80 entwickelt hatte“.

G. Zielosko: „Die Frage zur Exportvariante kann ich nur unvollständig beantworten. Aufträge aus dem Westen (hier Großbritannien) waren auf diesem Gebiet in der DDR eher selten wegen des doch erheblichen technologischen Rückstandes. Außerdem wollten die fast alles nahezu geschenkt haben. Im Verlauf der Entwicklung der Exportvariante gab es immer wieder neue Wünsche, einer davon war der erheblich größere EPROM-Bereich mit größeren EPROM's. Diese EPROM's gab es aus eigener Produktion damals noch nicht und damit war das Geschäft immer auf der Kippe. Ich weiß nicht ob und wie viel dieser Geräte offiziell ausgeliefert wurden, ich habe jedenfalls eines.“ s. LC 80 Export

EprommerAufzugmodell
EprommerAufzugmodell

Der Universal-Eprommer links ist nach Applikationsheft 2 entstanden. Rechts ist das Modell des Aufzugs aus Applikationsheft 3 zu sehen. Letzteres durfte ich bei meinem Buch in Erfurt in Aktion erleben.

„Das Programmiergerät ist eine komfortable Variante mit mehreren Einstellmöglichkeiten für die Programmierspannung. Damit konnte man dann auch andere EPROM's programmieren, deshalb auch die Relais, die so in der Variante aus dem Teil 2 der Applikationen nicht eingesetzt waren.“

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  • Zuletzt geändert: 2010/06/23 22:00
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