NAXOS ist ein FORTH-ähnliches System, das in der Zeitschrift „DOS TOOLBOX“ 3/92 vorgestellt wurde. Es besteht aus einem Kommandozeilen-Compiler und einer an Turbo-Pascal 6 angelehnten IDE. NAXOS wurde in Turbo Pascal 6.0 geschrieben, die IDE wurde mit Turbo Vision 1.0 implementiert.
NAXOS basiert in seinen Grundlagen auf dem Software-Projekt SForth von DOS International (C) 1987 Volker Everts und DOS International sowie den Vorgängerprojekten der Autoren, FCC u. MCC (C) 1989 bis 1992 K.Peper, I.Tossounidis & A.Zissis.
SForth wurde in der DOS INTERNATIONAL 9/1987 in Version 2.0 vorgestellt (© 1987 Volker Everts und DOS International). SForth ist ein in Turbo Pascal 3.0 geschriebener Forth-Compiler für den 8086 und erzeugt COM-Dateien.
In der DOX EXTRA 2 (1988) wurde SForth letzmalig in Versionsstand 3.1 komplett beschrieben und abgedruckt. Federführend für die Neuerungen in SForth 3.x war Erwin Schomburg.
Zu SForth gehört neben dem Compiler auch das 'Vocabulary Forth' und das 'Vocabulary System'.
Erwin Schomburg
.. ein kurzer Abriss aus meiner Sicht:
Das erste DOS Heft schlug ein wie eine Bombe, in dieser „goldenen“ Ausgabe
fand man zum ersten Mal sonst nicht dokumentierte oder nur mühsam zu
beschaffende Interna zum MS-DOS zum Nachschlagen in einer Quelle. In einer
der nächsten Ausgaben stellte der damalige Chefredakteur Volker Everts den
Forth-Compiler vor. Ein in Turbo-Pascal geschriebenes Programm konnte aus
Quelltexten in Forth-Syntax unter MS-DOS lauffähige Programme erzeugen.
Angeblich soll die Urversion auf der Arbeit einer französischen Gruppe
basieren, ich habe dies aber nicht weiter verfolgt. Jedenfalls war die in
der DOS veröffentlichte Version mit der heissen Nadel gestrickt und strotzte
vor Fehlern. Da ich damals recht gut mit Turbo-Pascal vertraut war und mich
schon für Forth interessierte, störte mich der unbrauchbare Zustand des
Programms so sehr, dass ich mich dazu in Form von Leserbriefen äusserte.
Daraufhin forderte mich Herr Everts auf, es doch besser zu machen, so ich
könnte. Dies führte zu der im Sonderheft 3 der DOS veröffentlichten
weitgehend stabilen Version. Da die DOS damals nur für Artikel, nicht für
Listings, zahlte, wurde der Artikel zum Interrupthandling zum Alibi für die
Kompensation meiner Mühen am Programmkern.
Sehr viel Resonanz von Leserseite hat es sonst nicht zu diesem Projekt
gegeben. Ich selbst habe die Möglichkeit, mit SForth TSR (Terminate and
Stay Resident) Programme für MS-DOS erstellen zu können, mehrere Male kommerziell genutzt. Unter dem Gesichtspunkt des stark begrenzten Speicherplatzes
unter MS-DOS konnten mit keiner damaligen (sonstigen) Compilersprachen
hinreichend kompakte Spezialtreiber erzeugt werden, Entwicklungs- und
Testzyklen unter Assembler hätten für die fraglichen Projekte viel zu lange
gedauert.
Alexandros Zissis schreibt 2008:
Prof. Dr. rer. nat. Peper war Professor für Physiologie in Homburg, von Hause
aus allerdings Physiker und kein Mediziner, von ihm kam der Anstoß für das
Projekt. Das Problem war, daß zur Prozesssteuerung und Meßwerterfassung
physiologischer Experimente dort eine Nicolet Med80 (PDP7 kompatibler 19bit-Rechner mit diskreter CPU und faszinierendem Ferritkernspeicher und zwei sehr
schnellen Hardwaremultiplizierern) außer Betrieb genommen werden sollte, die
Datenerfassung in Echtzeit auf PC's (derzeit 286'er und ein '386DX33) nicht so
wirklich klappen wollte.
Also wurde eine Arbeitsgruppe gebildet und zwei Studenten als wissenschaftliche
Mitarbeiter eingestellt. Herr Tossounidis war haupsächlich für die Benutzeroberfläche verantwortlich, ich im Wesentlichen für den Compiler und mit Prof. Peper zusammen für die Laufzeitbibliotheken.
Mit der Zeit kamen dann mehr oder weniger aus Spaß an der Freude weitere
Features wie Objekte, Vererbung (allerdings nur Einfachvererbung), dynamische
Speicherverwaltung und eben der Zugriff auf 4GB linearem Speicher in Version 3.0
hinzu. Ein ganz nettes Beispiel für die Objekte in Naxos ist WINDOWS.FTH (in Naxos 3
wurde die Endung für Quelldateien in .NX geändert .FTH war sozusagen noch ein
Souvenir von SFORTH). Ansonsten kann man durchaus zugeben, daß wir versuchten, möglichst alle Möglichkeiten, die uns in Turbo Pascal 5.5 gefielen, in Naxos zu übertragen.
NAXOS selbst war von uns als Denkanstoß gedacht und public domain, lediglich der Copyright Text sollte nicht verändert werden.
Die DOS-Toolbox-Version produzierte - soweit ich weiß - oft keinen lauffähigen
Code, da die Redaktion entgegen der Absprache damals den Copyright-Text
veränderte und somit einige Systemvariablen verändert hat.
Zwei nicht ganz unwichtige Dinge noch:
* Nach dem Entpacken muß die Umgebungsvariable NAXOS auf das Verzeichnis mit den Naxos-Dateien zeigen, also z.B. SET NAXOS=C:\NAXOS, sonst startet die IDE nicht.
* Falls das Kompilieren ohne aussagekräftige Fehlermeldung direkt abbricht, sind die
Dateiattribute vmtl. nicht korrekt. → Einfach im Naxosverzeichnis ein ATTRIB -r -s -
h *.* ausführen. (Das Problem ergibt sich daraus, daß die Dateien unter Unix archiviert wurden und die DOS-Attribute dabei zuweilen unter die Räder kommen)
Ich wünsche viel Spaß mit NAXOS
BIN\ sind der Compiler, die IDE, usw.
LIB\ sind die Laufzeitbibliotheken
SRC\ die (Pascal-)Quelltexte
divers\ wie der Name sagt: diverse NAXOS-Programmbeispiele
Version 3.0 ist mit 32-bit-Support (aber nur unter Nativem DOS OHNE EMM386.EXE oder sonstigen Programmen, welche im protected mode arbeiten, lediglich der XMS Treiber muß geladen sein.)
die Snapshots der Arbeitsverzeichnisse der Naxos Entwicklung, darin befinden sich auch diverse Dateien, welche in den „offiziellen“ Archiven fehlten, wie z.B. die Sprites (*.spr) für das ping-pong Spiel oder im nx32 Zweig der Quelltext für den NXX039 Naxos-Compiler in Naxos.